Hunger (aus unserem Newsletter)

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„Man muss spüren, wann der Magen Hunger hat und wann die Seele …“

Ein ausgewählter Artikel aus unserem Rundbrief – die weiteren Newsletter-Artikel sind im Kiosk zu finden …

„Wieder ins Kino, ins Theater, ins Café, in den Gottesdienst …“ Die neue Sehnsucht in und durch „Corona“ lässt sich in diesem einen Adverb einem Wort zusammenfassen: „wieder“.

In der noch andauernden Pandemie machen wir Erfahrungen von Abbruch und Hilflosigkeit. Gefühle des Verlustes, der Einsamkeit und der Schutzlosigkeit sind nachhaltig spürbar. Den leiblichen Hunger bekommen wir gestillt. Den der Seele auch?

Viele selbstverständliche gemeinsame Rituale sind wegfallen. Dazu gehört die Teilnahme an religiösen Versammlungen und an Gottesdiensten. Reale Gegenwart scheint wie verloren gegangen zu sein. Doch die von vielen erlernte Kulturtechnik der digitalen Kommunikation wird zur neuen Selbstverständlichkeit: „Wir treffen uns bei zoom!“ Taugte die Pandemie auch als Resonanzboden für neue – digitale – Formen der Selbstmitteilung und der gemeinschaftlichen Kommunikation? Unbedingt, denn es tun sich neue Chancen auf, Insiderkreise zu öffnen und Menschen anzusprechen, die sonst wegen der zu großen räumlichen Distanz nicht dabei wären. Ein spannendes Lernfeld!

Auch im Katharina-Werk, das immer schon mit großen geographischen Entfernungen umgehen muss, gewannen wir vielfältige neue Kompetenzen und Möglichkeiten. Wir erfanden und entwickelten – wie viele andere auch – Online-Angebote, die von den meisten voller Dankbarkeit angenommen werden. So konnten an unserer diesjährige Gemeinschaftsversammlung sogar diejenigen teilnehmen, die aufgrund körperlicher Gebrechen nicht mehr reisen können. Die „Offenen Abende“ wurden noch offener und sprachen neue Interessent*innen an und die „Exerzitien im Alltag“ bekamen einen besonderen Akzent mitten in alltäglichen Räumen und Wohnzimmern.

Der diesjährige Gottesdienst zur Versprechensfeier gewann seinen besonderen Charme dadurch, dass alle 15 Personen, die ihre Versprechen abgelegt bzw. erneuert haben, dies zuhause taten, während die Gemeinschaft ihnen dabei liebevoll ins Gesicht schauen konnte. Und tatsächlich findet jetzt regelmäßig ein spiritueller Austausch statt in einer Abendstunde zwischen Basel, Berlin und Bochum – ganz leicht und ganz tief. Ebenso beginnen wir jetzt damit, einmal monatlich ein Bibelteilen in einem digitalen Format anzubieten. Life wären diese Angebote nicht durchzuführen – dafür leben wir zu weit entfernt voneinander.

„Man muss spüren, wann die Seele Hunger hat …“ und nährend reagieren.

Beim Feiern von Gottesdiensten via Zoom öffnen sich neue kreative Spielräume. So können wir Mahlgemeinschaft feiern, eng verbunden über weite Distanzen. Davon profitieren auch die Teilnehmenden des Jahreskurses, die sich mehr Gottesdienste dieser Art wünschen. Bei den diesjährigen Kar- und Ostertagen erlebten wir eine große Resonanz auf beglückende Gemeinschaftserfahrungen und Begegnungsräume. So nahm z.B. eine Frau teil, die exakt am Gründonnerstag aus der Kirche ausgetreten war. Am Ostersonntag, im Rückblick auf die gemeinsamen vier Tage, konstatierte sie zufrieden: „So wünsche ich mir Kirche: mit herzlicher Gastfreundschaft, einem Miteinander auf Augenhöhe und mit viel Beteiligung aller.“

Lisa und Norbert Lepping