Diesen Spruch habe ich bei meiner Rückkehr von einem Arbeitseinsatz im Bus vom „Helfer-Shuttle“ in schwarzer Schrift groß auf einer Hauswand gesehen. Das Haus war unbewohnbar, die Fenster und Türen im Erdgeschoss fehlten, der Putz war bis zur ersten Etage abgeschlagen.

Schlammspuren deuteten auf die große Flutwelle hin, die das Ahrtal in der Nacht vom 14. Juli auf den 15. Juli 2021 überrollt hatte. Auf die Einzelheiten, Schäden und die Opfer der Flut brauche ich hier nicht einzugehen, die Berichterstattung darüber ging durch alle Medien.

Ich möchte von Seiten der Helfer auf diese Katastrophe blicken. In den letzten Wochen war ich 10-mal im Ahrtal in Einsatz. Meistens habe ich mich vom „Helfer-Shuttle“ in Grafschaft-Ringen ins Ahrtal bringen lassen. Von selbst Betroffenen der Flut ist dort eine Koordinationsstelle mit Verpflegung und Ausrüstungslagern mit Werkzeug, Material und Schutzausrüstung (alles gespendet) entstanden. Hier gehen Hilfegesuche ein und die Helfer werden entsprechend mit Bussen verteilt. Bis Anfang November wurden allein von dort

185′ 204 Helfende Hände vermittelt.

Weitere Initiativen gibt es an anderen Orten entlang der Ahr.

Ich habe in einer Schule Möbel zusammengebaut, Weinflaschen vom Schlamm befreit und gespült, Laub in den Weinbergen gerissen, ein Stück Ahr-Aue vom Müll befreit und bei der Weinlese geholfen. Am meisten haben mich die vielen Helferinnen und Helfer fasziniert. Alle Altersgruppen waren vertreten aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland. Da war die Lidl-Verkäuferin aus Sylt, die Erzieherin aus Stuttgart, der Lehrer aus Eindhoven, der pensionierte Chefarzt aus Wuppertal, die Mutter aus Solothurn oder ganze Schulklassen, die ihren Wandertag zur Hilfe an der Ahr nutzen. Viele haben sich ein paar Tage Urlaub genommen um einfach helfen zu können. Ohne diese Welle der Hilfsbereitschaft wäre vieles nicht möglich gewesen.

Die Helfer waren geschockt von dem Ausmaß der Flutschäden. Vor Ort zu sein und die Schäden selbst zu sehen, den Schlamm anzufassen und zu riechen ist doch ganz anders all Berichte in den Medien zu verfolgen.

Betroffene konnten uns Helfern erzählen, wie sie die Nacht der Flut erlebt hatten, wie sie die Nacht auf den Dächern in völliger Dunkelheit verbracht und sich nur mit Zurufen verständigen konnten, wie sie betroffen sind von den immensen Schäden. Wie sie die ersten Tage der Hilflosigkeit und Abgeschnittenheit von Informationen und dem Lebensnotwendigsten erlebt haben.

Helfer und Betroffene sind so zusammengewachsen. Wir konnten uns gegenseitig helfen, indem wir da waren, zugehört haben aber auch ganz konkret geholfen haben.

 

Selbst die Heiligen sind von der Flut überrascht worden.

Hier der Heilige Nepomuk an einer Hauswand in Rech.

60 von 69 Brücken sind durch die Flut zerstört worden.

 

Rolf Wollschläger, ktw