Diese Frage Gottes (Gen 3,9) beschäftigt mich gerade als Schlüsselwort, als ein Bibelwort, das mich beim Meditieren begleitet, ohne dass ich darüber nachdenke. Auch der Krieg in der Ukraine fragt mich an. Weiterlesen

Ostern, das Fest der Auferstehung – die christliche Botschaft schlechthin, für viele Menschen aber nicht mehr verständlich. Sie erleben Auferstehung von neuem Leben am ehesten im Frühlingsfest der Natur, … Weiterlesen

„Sounds of Palestine“ ist mehr als eine Musikschule. Inspiriert vom venezolanischen Konzept „El Sistema“ hat Katja Eckardt das Angebot vor zehn Jahren als Sozialprojekt in Bethlehem initiiert. Mittlerweile kommt es 260 Kindern aus Flüchtlingslagern zugute. Weiterlesen

Nichts ist mehr, wie es war

Alljährlich im Frühling erinnern wir uns an das Leiden und Sterben Jesu und feiern wie «Jesus vom Tod auferweckt wurde und auf(er)standen ist»:

Drei Tage voller Turbulenzen.
Jesus feiert mit seinen Nächsten und Liebsten das abendliche Mahl.
Später am Ölberg schwitzt er vor lauter Angst und böser Ahnung.
Der Engeltrost scheint nicht viel geholfen zu haben.
Einer geht hin, verrät ihn mit dem Kuss der Freundschaft.
Es beginnt ein unsägliches, qualvolles Leiden.
Vor dem Sterben am Kreuz der Schande.
Jünger und Apostel sind ab;
Frauen halten bei ihm aus:
Mit lautem Schrei,
Von Menschen und Gott verlassen – so scheints – stirbt Jesus.

Nun bebt die Erde, kein Stein bleibt auf dem anderen.
Im Tempel zerreisst der Vorhang zum Allerheiligsten.
Nun ist das Allerheiligste – der Gottesraum — grenzenlos offen für alle.
Tot vom Kreuz genommen,
tot ins Grab gelegt für drei Tage, heisst es.
Und dann in aller Herrgotts frühe: Ein Weckruf.
Nichts ist mehr wie es war…

Die Weggefährt*innen Jesu erlebten eine physische und psychische Achterbahnfahrt: Schock, Todesnot, Abschied, Trauer und doch keimte vielleicht so etwas wie Hoffnung auf am neuen Morgen. Ein Weckruf, ein Wandel?  Ihnen stand eine grundsätzliche Lebensentscheidung bevor, ob die Botschaft Jesu ihrem Leben Sinn und Fülle geben kann. Viele haben sich dafür entschieden. Nach bestem Wissen schrieben sie ihre Erfahrungen auf. So kam die Botschaft Jesu zu uns.

Hilde Domin erzählt von Menschen, die durch einen Tunnel während der Tag- und Nachtgleiche gehen. Einige schauen zurück: und sagen «Fürchte dich nicht, es blüht hinter uns her». Den vielen, vielen Weggefährt*innen Jesu durch die Jahrhunderte kann ich nur dankend sagen: Die Botschaft Jesu blüht immer noch hinter euch her!

Wir hören manchmal herausfordernde Weckrufe «aufzustehen», ob persönlich oder auch menschheitlich global. Meine Herausforderung ist, aufzustehen aus meiner Ohnmacht, aus dem Ausgeliefert sein an die Symptome meiner Krankheit. Manchmal gelingt «Aufstehen», manchmal nicht. Es ist auch eine spirituelle Entscheidung alltäglich in ein Neues – wie auch immer – aufzustehen und das sterben lassen, was sterben muss und will.

Meine vergangenen Jahre waren und sind geprägt von Krankheit und alt werden. Jeden Tag aufstehen. Jeden Tag alle Kräfte einsammeln, um je neu diesen einen nächsten Schritt zu tun. Auch in dem Bewusstsein, der nächste Schritt, die nächsten Stunden oder auch Tage könnten wegen möglicher Komplikationen meine letzten sein. Es lebt sich manchmal sehr schwierig in dieser Endgültigkeit, vor allem auch, weil ich zeitweise voller Elan bin und lustvoll Pläne schmiede…bis zum nächsten oder übernächsten Tag, der mich meine Endlichkeit radikal spüren lässt.

Sterben und Tod sind nah «und von grossem Ernst». Ich übe alltäglich leben und sterben. Eine Imaginationsübung hilft mir dabei: Ich sitze auf einer Strasse, ganz im Hier und Jetzt; vor mir ein Tor, ein Nebeltor (ein solches sah ich auf meinem Jakobsweg) und schaue es an; versuche hindurch zu schauen – aber eben ein Nebeltor. Je nachdem wie es mir geht, bin ich weiter weg vom Tor, oder auch näher. Näher zum Weiterleben, näher zum Tod? Nichts und niemand sagt mir, was dahinter ist oder sein könnte. Und was ich auch bereit wäre zu glauben oder gar für wahr zu halten. Vielleicht, vielleicht wird es … licht…Und vielleicht, vielleicht blüht es auch ein bisschen hinter mir her.

Leben und Sterben sind Zeit unseres Lebens ineinander verwoben. Nach jedem kleinen, manchmal notwendigen Tod, wenn Altes sterben muss, kann Neues wachsen. Es ist eine Hoffnung stiftende Auferstehungsspiritualität, die ermöglicht, sterben zu lassen, was sterben muss und je neu bereit ist aufzustehen.

Renate Put, ktw

In Zeiten wie diesen, in denen der Krieg in der Ukraine, die endlose Corona-Pandemie, die globale Klimaerwärmung und die Situation in unseren Kirchen uns immer wieder ohnmächtig erscheinen lassen, möchte ich mir morgens am liebsten die Decke über die Ohren ziehen und einfach im Bett liegenbleiben. Bei Tieren kennt man diesen Mechanismus als Totstell-Reflex.

In der Bibel wird uns von einem ähnlichen Phänomen berichtet: Die Jüngerinnen und Jünger, die Jesus nach dem letzten Abendmahl am Abend der Verhaftung zum Ölberg begleiten, schlafen immer wieder ein. Sie können die Bedrohung und ihre Ohnmachtsgefühle im Angesicht des angekündigten Todes Jesu offenbar nicht anders bewältigen. Wenn weder Flucht noch Kampf möglich sind, hilft nur noch liegenbleiben. Oder?

Doch es gibt auch andere Erfahrungen:

Seit einigen Wochen arbeite ich in der Offenen Kirche Elisabethen in Basel. Um der Ohnmacht angesichts des Ukraine-Krieges etwas entgegenzusetzen, ist dort im ökumenischen Zusammenschluss der verschiedenen Kirchen ein wöchentlich stattfindendes Friedensgebet mit Taizé Gesängen entstanden. «Not lehrt Beten» sagt der Volksmund. Doch mehr noch zeigt sich: Beten setzt in Bewegung! Aus der Ermutigung des gemeinsamen Betens heraus entwickeln sich Netzwerke. Wenn viele aufstehen und zusammenstehen, entsteht neue Kraft und Kreativität!

Diese Erfahrungen hatten die Basler Kirchen zuletzt im grossen Stil beim Taizé-Jugendtreffen zum Jahreswechsel 2017/2018 gemacht, als es galt, Tausenden von jungen Menschen, die aus ganz Europa anreisten, einen Schlafplatz zu organisieren. Über mehrere Monate gab es jede Woche ein Taizégebet – im Anschluss daran gab es Netzwerktreffen für alle, die mithelfen wollten. Kleinere bestehende Netzwerke konnten immer mehr Menschen zum Mittragen bewegen – und so konnten zum Schluss Schlafplätze für rund 20’000 junge Menschen für fünf Tage gefunden werden. Für alle Beteiligten war dies eine wunderbare und ermutigende Erfahrung. An diese Erfahrungen können wir jetzt anknüpfen. Wir alle haben damals gelernt, was wir bewegen können, wenn wir zusammenstehen und wir haben uns gegenseitig kennen- und schätzen gelernt.

Beim Taizé-Jugendtreffen 2017/18 kamen 2’200 ukrainische junge Erwachsene nach Basel

Damals waren auch etwa 2’200 junge Menschen aus der Ukraine nach Basel angereist. Einige der damals entstandenen Beziehungen halten bis heute. So gab es besorgte Anrufe bei den Gästen von damals: «Wie geht es dir und deiner Familie? Seid ihr in Sicherheit?» Belastend zu erfahren: viele der jungen Männer, mit denen wir damals gemeinsam gesungen und Neujahr gefeiert haben, sind nun diejenigen, die in der Ukraine versuchen, ihr Land zu verteidigen.

Im Friedensgebet höre ich hinter mir, wie eine Ukrainerin alle Taizélieder kräftig mitsingt. Singen überwindet Grenzen und setzt Kräfte frei. Wir wollen nicht ohnmächtig liegen- oder stehenbleiben, sondern etwas tun! Nach jedem Friedensgebet gibt es deshalb, wie damals, einen Austausch. Wie koordinieren wir die private Unterbringung von Geflüchteten in Basel? Wer kümmert sich um was? Wie schaffen wir Anlauf- und Begegnungsorte, das Angebot einer Tagesstruktur? Wo können sich Gastfamilien austauschen und wer begleitet Geflüchtete bei Behördengängen? Wo finden Sprachkurse statt und welche Freiwilligen helfen dabei? Wer organisiert Aktionen mit Kindern und Jugendlichen, um mit der Situation umgehen zu lernen? Und vor allem: Wie können wir die Menschen aus der Ukraine dabei unterstützen selbst tätig zu werden? Denn auch sie suchen nach Wegen, ihre Ohnmacht zu überwinden und die Menschen in der Heimat zu unterstützen.

Da ist z.B. die ukrainische Psychologin, die selbst erst vor wenigen Tagen in der Schweiz ankam und nun bereits Räume nutzen kann, um Selbsthilfegruppen von ukrainischen Frauen zu moderieren und traumatisierten Flüchtlingen zu helfen.

Auch bezüglich Hilfstransporten aus den Gemeinden zeigte sich, was alles möglich ist, wenn Menschen aufstehen, zusammenstehen und unbürokratisch gemeinsam anpacken und helfen, wo es not-wendend ist! Zum Glück geht es aber nicht nur um die Menschen aus der Ukraine, denn die vielen anderen Nöte bleiben ja bestehen. Die vorhandenen Räume der Kirchgemeinden werden wieder mehrt genutzt – es wird lebendiger in den Pfarreien. Wenn ich so Kirche erlebe, gibt mir das viel Hoffnung.

Sylvia Laumen, ktw

Save the dates!


Seit 2022 bieten wir viermal im Jahr Online-Gottesdienste per Zoom für Katharinen und Interessierte an..

Immer jeweils sonntags 18.00 – 19.00 Uhr. Weiterlesen

Die Statistiken entwickeln sich hoffnungvoll. Doch Covid 19 behält uns fest im Griff. Jetzt richtet sich der Blick auch auf die unermesslichen Langzeitfolgen der Pandemie im gesellschaftlichen und weltweiten Zusammenleben. Klimawandel, Hungersnöte, Kriege und der drastische Anstieg an Menschenrechtsverletzungen kommen bedrängend hinzu. Die meisten von uns haben hierzulande ein sicheres Dach über dem Kopf, genug Essen, Kleidung sowie soziale und demokratische Sicherheit. Trotzdem breitet sich eine tiefe Not aus. Denn vieles, was einst als sicher galt, ist unsicher geworden. Was ist da NOT-wendig?

Mir kommt es so vor, als schreie unsere Erde immer lauter nach Aufmerksamkeit und einem grundlegenden Wandel. Dieser kann nur beim Einzelnen beginnen und sicher am ehesten bei denen, die dafür genug Raum haben, weil sie nicht um ihr nacktes Überleben kämpfen müssen. Doch: habe ich, haben wir dazu eine klare Vision und das nötige Vertrauen? Glaube ich, dass jeder noch so vermeintlich kleine Beitrag zählt? Kann ich mir vorstellen, dass ich im Umgang mit meinen ganz konkreten alltäglichen Herausforderungen etwas Neues lernen und in ein Bewusstsein wachsen könnte, das dem globalen Wandel nützt? Ja mehr noch: dass dieser mir mögliche Beitrag  unverzichtbar ist?

Im Katharina-Werk sind wir auf dem Hintergrund unserer evolutiven Spiritualität schon seit langem auf dem Weg, uns unseren möglichen Beitrag für Menschheit und Erde bewusst zu machen. Und mit vielen von Ihnen, liebe Leser*innen wissen wir uns in diesem Anliegen verbunden. Gern teilen wir wieder unsere Erfahrungen, Hoffnungen und ein paar neu entdeckte Praxiswege. Hildegard Schmittfull zeigt auf, wie wachsendes Bewusstsein Kraft und Zukunftshoffnung freisetzen kann. Aus Verbundenheit wächst Hoffnung. Dass Videoformate zu überraschenden Oster-Erfahrungen führen, berichtet Maja Pfaendler und Sylvia Laumen kommt biblisch inspiriert zur Erkenntnis: „Wir müssen der Kirche auf’s Dach steigen!“. Lisa und Norbert Lepping beschäftigen sich mit seelischem Hunger und Katharina Burgdörfer zeigt auf, wie heilsam gerade deshalb Gastfreundschaft ist.

Sylvia Laumens spiritueller Impuls regt zu kleinen Übungen im Alltag an, bezugnehmend auf das von Bruder David Steindl-Rast initiierte internationale Netzwerk www.dankbar-leben.org.

Wir haben auch wieder ein paar Veranstaltungshinweise und nicht zuletzt bitten wir darum, uns mit Spenden zu unterstützen. Diesmal wollen wir sie ausdrücklich dem weiteren Ausbau unserer Angebote zur Einübung von Verbundenheit und spirituell-politischer Bewusstseinsentwicklung widmen. Die Weiterentwicklung in digitale und hybride Formate bringt einige Neuinvestitionen mit sich. Ob materiell oder ideell, wir freuen uns über jede Unterstützung in der Hoffnung, dass wir im Sinne Mahatma Gandhis selbst die Veränderung werden, die wir uns für die Welt wünschen.

Vergesst nicht, gastfreundlich zu sein

„Vergesst nicht, gastfreundlich zu sein. Auf diese Weise haben manche, ohne es zu wissen, Engel beherbergt“ so steht es im Hebräerbrief in Erinnerung an die Erzählung von Abraham und Sarah, die drei Gottesboten bewirtet hatten.

Das klang für mich mit, als Bundeskanzlerin Merkel 2015 sagte: „Wir schaffen das“ und damit meinte, wir Deutschen hätten genügend Gastfreundlichkeit, um Flüchtlinge aufzunehmen – auch wenn es auf einmal sehr viele waren. Wir haben einiges geschafft, vor allem haben die Geflüchteten es geschafft: Arbeit zu finden, neben uns zu wohnen, sich an unsere Gepflogenheiten anzupassen. „Müllheim ist bunter geworden“, sagte unsere Bürgermeisterin angesichts der vielen dunkelhäutigen Menschen aus Afrika in unserem Städtchen. Umso trauriger, dass sich europaweit so heftige Widerstände gegen diese Gastfreundschaft aufgebaut haben.

Und 2020 und 2021 konfrontierte uns dann die Pandemie mit ihren massiven Einschränkungen. Plötzlich wurde es unmöglich, sich gegenseitig unbeschwert zu treffen, zu besuchen, miteinander zu feiern. Was hat das ausgelöst? Gefühle von Ausgeliefertsein oder der Eindruck, in Ängsten allein gelassen zu sein? Misstrauen gegenüber „denen da oben“, seien es PolitikerInnen oder medizinische Fachleute? Oder Widerstand und Verweigerung gegenüber verordneten Hygiene- und Abstandsregeln?

Auf jeden Fall sind wir alle herausgefordert worden, unsere als selbstverständlich angenommenen Gewohnheiten im Umgang miteinander zu hinterfragen und zu überprüfen. Viele von uns haben herausgefunden, dass weniger auch mehr bedeuten kann. Treffen per Internet – oft zunächst eher befremdlich – entpuppten sich als eine wertvolle neue Möglichkeit. Zugleich spürten wir alle, dass sie kein vollwertiger Ersatz sind. Das Bedürfnis nach realer Begegnung wurde sogar gestärkt und wir konnten die damit verbundene Qualität bewusster wahrnehmen.

Der Ausnahmezustand die Pandemie hat uns gezeigt, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind, wie schlimm es sich anfühlt, beim Essen im Zimmer „eingesperrt“ zu sein, statt mit anderen am Tisch zu sitzen, ja womöglich tagelang mit niemanden unmittelbare reden zu können.

Gemeinsames Essen und Trinken ist ein nicht weg zu denkendes Merkmal aller Feste und Feiern, ob im kleinen oder großen Kreis. Daran erinnert das Abendmahl. „Ich habe mich so danach gesehnt, mit Euch das Passahmahl zu essen“ sagte Jesus, bevor er sich auf den schweren Weg in sein Sterben begab. Mich hat diese Offenlegung seines Nähebedürfnisses immer sehr berührt. Vielleicht sollten wir das christliche Ritual unserer Mahlfeier nochmal neu mit der Frage verbinden, was Jesus uns über Nähe und Verbundenheit – Kommunion eben – sagen wollte.

Gastfreundschaft bedeutet in jedem Fall viel mehr als miteinander essen und trinken. Sie ermöglicht Begegnung, Austausch, das sich Öffnen für andere und das ganz Andere. Neue Perspektiven entstehen. Was uns fremd war, kann uns vertraut werden und vielleicht auch etwas davon ahnen lassen, was uns in der Tiefe über alle Verschiedenheit hinweg verbindet. Auf diese Weise werden uns andere zu Engeln, ganz im Sinne von Phil Bosmanns: „Ein Engel ist jemand, den Gott Dir ins Leben schickt, unerwartet und unverdient, damit er Dir, wenn es ganz dunkel ist, ein paar Sterne anzündet.“
Doch wir müssen dafür offen, innerlich frei, „gastfrei“ sein, wie es uns das eingangs zitierte Bibelwort in einer anderen Übersetzung nahelegt.

Katharina Burgdörfer

„Man muss spüren, wann der Magen Hunger hat und wann die Seele …“

Ein ausgewählter Artikel aus unserem Rundbrief – die weiteren Newsletter-Artikel sind im Kiosk zu finden …

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„Wir müssen der Kirche aufs Dach steigen ….“
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