Gerufen

Gerufen

Lange war ich nicht mehr hier, in meiner Wanderheimat im Perlbachtal der Eifel. Aber in den letzten Wochen wollen mir die Bilder der Wiesen mit den wildwachsenden Narzissen nicht aus dem Kopf gehen. Und so mache ich mich an einem sonnigen Frühlingsmorgen von Höfen aus  auf den Weg ins Perlbachtal.

Es ist noch ziemlich frisch, aber es dauert nicht lange, bis die Sonne ihre Kraft entfaltet. Bald schon ist das Rauschen des Bachs zu hören und wenig später sind die ersten Narzissenwiesen zu sehen.

Unendlich viele wilde Narzissen strecken ihre Köpfe der Sonne entgegen und gegen Mittag finde ich einen sonnenwarmen Felsen am Bachrand, der mich zur Ruhe einlädt. An der anderen Uferseite liegt eine große  Narzissenwiese am Hang, begrenzt von hohen Fichten. Eine Weile konzentriere ich mich auf das Murmeln des Wassers, verschiedene Vogelrufe ertönen und ich entdecke am Himmel einen roten Milan, der seine Kreise zieht. Ein warmer Frühlingswind  weht mir den typischen Narzissenduft herüber.

Es dauert nicht lange bis ich mit allen Sinnen tief in die schöne Umgebung eingetaucht bin und mich an diesem Ort zu Hause fühle, mich immer mehr als eine Einheit mit der göttlichen Schöpfung empfinde. Ich kenne diese Erfahrung und sie überwältigt mich immer wieder aufs Neue, egal ob ich auf die Narzissenwiesen schaue,  durch den felsigen Rosengarten in Südtirol steige oder im eigenen Garten säe und pflanze.

Eins zu sein mit der Natur entspannt mich sehr. Wie heilsam ist das im Kontrast zur alltäglich erlebten Reizüberflutung.  Das brauche ich. Ich bin angewiesen auf die Natur, aber auch sie auf mich. Das wird mir angesichts der aktuellen Krisen immer stärker bewusst: die Natur ruft mich – zu meiner und ihrer Bewahrung!