Ich bin mit Musik aufgewachsen. Vor allem Lieder waren es, die ein starkes Gemeinschaftsgefühl geweckt haben. Es gab kein Fest, bei dem nicht gesungen wurde. Viele Lieder drückten Heimatliebe und die Wehmut aus, diese verlassen zu müssen. Wenn ich als 14Jährige inmitten eines Waldes „O Täler weit o Höhen, du schöner grüner Wald. Du meiner Lust und Wehen andächt`ger Aufenthalt …“ sang, dann war ich tief verbunden mit dem Heimatgefühl, das doch immer auch gefährdet war. Denn was ist eigentlich Heimat?  Im Lied heißt es „da draußen, stets betrogen braust die geschäft`ge Welt. Schlag noch einmal den Bogen um mich, du grünes Zelt“. Der Ort, an dem ich Heimat erlebt habe, ist nicht derselbe geblieben, aber die Gewissheit, einmal stark verbunden gewesen zu sein, die bleibt und kann sich auch in neue Lebensumstände hinein entfalten. So, dass ich mir auch draußen „in der geschäftigen Welt“ eine innere Sicherheit der Zugehörigkeit bewahren konnte und noch immer kann.

Auch bei Sounds of Palestine wird viel gesungen. Es ist dem Team wichtig, dass die Kinder neben ihrem Instrument auch viele ihrer palästinensischen Lieder kennen lernen. Ich bin überzeugt, dass das gemeinsame Erfahren des eigenen Sounds ihnen hilft, sich heimisch zu fühlen und ihre Heimat lieben zu können, auch und gerade weil sie so gefährdet und verwundet ist.  Insofern ist es bedeutsam, dass die Kinder über das Erlernen eines eigenen Instrumentes und das Erleben von Gemeinschaft in einem geschützten Raum hinaus etwas von ihrer eigenen Kultur und ihren Wurzeln erspüren können.