Dietrich Bonhoeffer: Lebensquell in aller Bedrängnis

„Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag…“ heisst es im Gedicht von Dietrich Bonhoeffer, aufgeschrieben im Gefängnis zum Neujahrstag 1945. Die Verse berühren mich immer wieder neu. Mehrfach vertont strahlen sie bis heute ein unerschütterliches Gottvertrauen aus.

Dietrich Bonhoeffer, evangelischer Pfarrer und Theologe (GND 118513214)

Bonhoeffer hatte sich früh entschieden, Theologe zu werden, weil er sein Leben ganz in die Christus-Nachfolge stellen wollte. All seine Aktivitäten als Prediger, als Dozent und Seminarleiter in der Ausbildung von Theologiestudenten sowie als Jugendsekretär des Internationalen Ökumenischen Rates waren durchdrungen von seiner Liebe zu Christus und zur Kirche. So rang er mit all seinen Kräften um den Erhalt der „Bekennenden Kirche“ entgegen der von Hitler im Juli 1933 persönlich initiierten „Kirche der Deutschen Christen“.

Schon 1933 hat er in seinem Artikel „Die Kirche vor der Judenfrage“ Stellung bezogen gegen Rassenhass und Hetze des Regimes und dafür geworben, dass sich die Kirche für Mitmenschlichkeit gegen die aufkeimende Judenverfolgung stemme. Diese Haltung brachte ihm 1936 den Entzug der Lehrerlaubnis und 1940 Rede- und Schreibverbot ein, was ihn nicht daran hinderte, im Verborgenen weiter Vikare und Studierende der Bekennenden Kirche auszubilden.

Jahrelang war er aktiv im Widerstand als Vertrauensmann in der Zentralabteilung des Amtes „Ausland und Abwehr“ unter Admiral Canaris, der seinerseits in der Widerstandsgruppe aktiv war. In dieser Funktion hatte er zahlreiche Kontakte zu Vertretern der europäischen Kirchen, insbesondere der englischen und schwedischen, und informierte sie über die verbrecherischen Vorgehensweisen der Nazis.

Obwohl Bonhoeffer um seine Gefährdung wusste, kehrte er 1941 von einem USA-Aufenthalt bewusst nach Deutschland zurück. Er wollte seine Kirche nicht im Stich lassen. Am 5.4. 1943 wurde er verhaftet, am 9.4. 945 erhängt, zusammen mit Admiral Canaris und General Oster.

Während seiner Gefängniszeit durchlebte und durchlitt der hochkarätige Theologe die Jesu-Nachfolge in absoluter Tiefe und Einfachheit. Das Gebet war seine wichtigste Quelle, aus der er immer neu zu schöpfen wusste und uns Gedanken vermittelt hat, die Mut machen, auch und gerade für unsere heutige Zeit:

„Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.  In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“  (1943)